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online seit: 25/07/2022
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Seit jeher ist Christiane Reiter eine „unangepasste“ Trainerin. Anstatt Trends und Moden zu folgen, initiiert sie diese. Ihre große Leidenschaft ist Pilates! Für die IFAA konzipierte sie jetzt eine neue Pilates-Ausbildung, bei der die klassische Pilates-Lehre mit modernen Trainingsansätzen z.B. aus der Faszienforschung, der funktionellen Anatomie und aus dem Neurotraining kombiniert werden. Im Interview wollten wir von ihr wissen, wie das in der Praxis aussieht und wie Trainer für neue Kreativität und Inspiration in ihren Pilates-Kursen sorgen können!
Inwiefern lässt sich klassisches Pilates mit modernen Trainingsansätzen kombinieren?
Christiane Reiter: Wer sich intensiv mit Joseph H. Pilates beschäftigt, wird feststellen, dass er seine Lehre im Laufe seines Lebens immer wieder den aktuellen Bedürfnissen der Menschen angepasst hat. Er modifizierte und veränderte seine Übungen fortlaufend, um für seine Teilnehmer den größtmöglichen Nutzen zu erzielen. Nichts anderes machen wir heutzutage auch: Wir kombinieren die Lehren von damals mit dem modernen trainingswissenschaftlichen Know-how aus z.B. der Faszienforschung, der funktionellen Anatomie und aus dem Neurotraining. Letztendlich geht es beim Pilates, wie bei jedem anderen Training auch darum, einzelne komplexe Bewegungsabläufe zu einer Gesamtheit zusammenzuführen. Das Fundament stellen natürlich die 34 Mattenübungen, die dann jeder Trainer nach individuellen Schwerpunkten modifizieren kann.
Welche Möglichkeiten gibt es, wenn man als Trainer sein Pilates-Repertoire erweitern möchte?
Christiane Reiter: Mittlerweile gibt es viele unterschiedliche Aufbau-Module für Pilates-Trainer. Ein wichtiger Bereich ist z.B. Faszienpilates oder die Einbeziehung der Funktionellen Anatomie. Mit diesem Fachwissen über die Strukturen des menschlichen Bewegungsapparates sind Trainer in der Lage, ihre Pilates-Kurse noch effektiver und zielführender zu gestalten und ihre Teilnehmer noch individueller zu unterrichten, weil sie gezielt auf ihre unterschiedlichen Bewegungseinschränkungen eingehen können. Wer Teilnehmer mit unterschiedlichen Beschwerden z.B. Krankheitsbilder des Bewegungsapparates, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas etc., richtig betreuen möchte, sollte sich zusätzlich im Bereich „Medical Pilates“ spezialisieren. Außerdem kann natürlich der Einsatz von Kleingeräten für mehr Kreativität beim Pilates-Training sorgen, wie z.B. der Magic Circle, Foam Roller Bälle, Thera Bänder oder Suspension-Trainer. Aber Vorsicht: Spezielle Aufbaumodule erfordern einen soliden Erfahrungsschatz und eine gute Pilates-Praxis. Jedem Neueinsteiger würde ich raten, erstmal sechs bis zwölf Monate die klassische Methode zu unterrichten, bevor er sein Repertoire um neue Schwerpunkte erweitert.
Inwiefern profitiert man als Pilates-Trainer davon?
Christiane Reiter: Als Pilates-Trainer ist es wichtig, sich intensiv mit seinen Teilnehmern und ihren Bedürfnissen auseinanderzusetzen: durch ein größtmögliches Übungsrepertoire und trainingswissenschaftl. Know-how, bekomme ich als Trainer einen ganz anderen Blick für meine Teilnehmer und bin in der Lage, sie sehr viel besser einzuschätzen. Trainer, die verstehen wie das Gehirn Informationen bei der Bewegungssteuerung verarbeitet und wie sich das auf die Bewegungsausführung und -präzision auswirkt, können ihren Unterricht viel zielführender gestalten. Damit erzielen sie einen viel höheren Lern- und Trainingseffekt bei ihren Teilnehmern.
Neben der fachlichen Qualifikation ist es für Pilates-Trainer besonders wichtig, sich methodisch und didaktisch weiterzubilden. Warum?
Christiane Reiter: Ja, das stimmt! Wenn ich in einer heterogenen Gruppe, die unterschiedlichen Leistungslevel der Teilnehmer auffangen und bedienen möchte, dann benötige ich als Trainer eine kluge Didaktik und Methodik. Ich kann die besten Übungen machen, wenn ich als Trainer nicht in der Lage bin, sie über eine gute Methodik zu vermitteln, dann ist das nicht zielführend. Gerade beim Pilates ist es wichtig, komplexe Übungen richtig aufzubauen und zu erarbeiten, sonst ist das Verletzungsrisiko zu groß. Bodyreading, also das Verständnis der guten/richtigen Körperhaltung ist Voraussetzung, um erkennen zu können, ob die Haltung abweicht und welche Konsequenzen dies auf die Ausführung der Pilatesübungen hat. Schneller, als wir es selbst bewusst wahrnehmen, werden Kompensationsmuster aktiviert, die möglicherweise auf längere Sicht die Gelenke und das strukturelle System überfordern und verschleißen. Joseph Pilates legte viel Wert auf das bewusste Erfassen aller Details einer Bewegung, deshalb ist es für Trainer wichtig zu wissen, ob und wann das taktile Korrigieren Sinn macht und wann es sinnvoller ist durch präzises kinästhetisches Verbalisieren, die innere Bewegungsempfindung der Teilnehmer zu fördern. Bei der Wissensvermittlung ist es natürlich auch wichtig zu wissen und zu verstehen, wie der Mensch lernt. Welche Signale an das Gehirn sind nötig, wie entstehen Gedächtnisschleifen und wie müssen diese zusammenkommen, damit sich Bewegungsmuster im Langzeitgedächtnis verankern. Deshalb ist das Thema Trainingslehre und -wissenschaft auch ein wichtiger Bestandteil guter Pilates-Ausbildungen.
Häufig werden Pilates-Kurse auch von der Krankenkasse bezuschusst. Wie kann ich als Trainer die Krankenkassen-Anerkennung beantragen? Was muss ich dabei beachten?
Christina Reiter: Richtig, als Trainer gibt es hier einige wichtige Punkte zu beachten. Als erste Voraussetzung muss ich als Pilates-Trainer eine Ausbildung mit mindestens 80 Unterrichtseinheiten absolvieren. Wenn es eine kürze Ausbildung ist, hat man gar keine Chance und die eingereichten Unterlagen werden sofort zurückgeschickt. Außerdem spielt die Basis-Qualifikation eine Rolle. Jemand der Physiotherapeut, Sportlehrer, Sportwissenschaftler ist, bekommt seine Zertifizierung in der Regel sehr schnell. Die Unterlagen müssen bei der zentralen Prüfungsstelle eingereicht werden und sie prüfen die jeweiligen Zulassungsvoraussetzungen. Sobald diese Zulassung erfolgt ist, können die Teilnehmer die Kosten ihrer Pilates-Kurse bei der Krankenkasse einreichen und werden finanziell unterstützt. Insbesondere für selbstständige Pilates-Trainer ist das ein großer Vorteil, weil man sich unter Umständen viel schneller einen Kundenstamm aufbauen kann.
Gerade für Trainer-Einsteiger ist es nicht immer einfach zu erkennen, welche Pilates-Ausbildungen qualitativ wirklich hochwertig sind? Worauf sollte man deiner Meinung nach achten, wenn man sich im Bereich Pilates aus- oder weiterbilden möchte?
Christiane Reiter: Tatsächlich hat sich bei den Pilates-Ausbildungen in der Vergangenheit einiges getan und den Absolventen stehen ganz neue Möglichkeiten zur Verfügung. Einige Ausbildungsinstitute bieten ihren Kunden bei der Ausbildung die größtmögliche Flexibilität. Denn neben klassischen Präsenzausbildungen vor Ort, besteht auch die Möglichkeit, Ausbildungen live per Zoom zu absolvieren. Das hat natürlich den Vorteil, dass der Kunden keine langen Anfahrtswege oder teure Übernachtungskosten hat aber trotzdem in direktem Kontakt zu seinem Ausbilder steht und jederzeit mit ihm interagieren kann. Wer die Ausbildung lieber selbstständig in seinem eigenen Tempo durchführen möchte, kann sich für einen Pilates-Fernlehrgang entscheiden. Allerdings ist es ratsam, darauf zu achten, dass auch die Online-Ausbildungen mit Präsenztagen ergänzt werden, da einiges face-to-face unterrichtet werden muss. Auch auf professionelle Lernmaterialien sollte man als Absolvent achten. Hochwertige Skripte beinhalten QR-Codes, mit denen man auf unterschiedliche Tutorials zugreifen kann und das Lernmaterial somit nochmal sehr viel intensiver veranschaulicht wird. Zu allen Übungen gibt es ergänzende Trainingsvideos, um das Gelernte selbstständig zu intensivieren.
Jetzt das neu strukturierte IFAA-Ausbildungskonzept entdecken
Die IFAA hat ihr Pilates-Ausbildungskonzept neu strukturiert. Ab sofort ist die modulare Ausbildung vom Pilates-Trainer (Basic/Advanced) bis zum Pilates-Lehrer (Master) noch tiefgehender. Die Ausbildung kombiniert die klassische Pilates-Lehre mit modernen Trainingsansätzen z.B. aus der Faszienforschung, der funktionellen Anatomie und aus dem Neurotraining. Bekannte Pilates-Experten, u.a. Konzeptgeberin Christiane Reiter, vermitteln den Teilnehmern das gesamte Repertoire der Pilates-Mattenübungen und deren gruppentaugliche Umsetzung. Ein besonderer Fokus liegt auf dem methodisch/didaktischen Teil, mit konkreten Strukturen und Methoden, die die Vorbereitung der Stunden erleichtern und erfolgreiche Pilates-Kurse garantieren.
Die Ausbildungen können entweder vor Ort in den Ausbildungsstudios, live per Zoom oder als Online-Ausbildung (Pilates-Trainer Basic) absolviert werden. Außerdem sind noch weitere Module wie z.B. Pilates mit Suspension, Faszien Pilates oder Pilates Creative Flows verfügbar. Einige davon können bei der IFAA-Sommerakademie auch als Kompaktausbildung gebucht werden.
Alle Ausbildungen + Termine unter: www.ifaa.de/pilates
Vielen Dank für das Interview und das interessante Gespräch!